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termine: veranstaltungen und ereignisse

vom 27.04.2006 bis 17.06.2006

Baukunst Galerie: „Objects“

Der 1964 in Iowa, USA, geborene Künstler David Lindberg studierte von 1982 bis 1984 ‚Fine Arts’ an der University of Minnesota und anschließend von 1985 bis 1989 zunächst ‚Environmental Design‘ am Otis Art Institute in Los Angeles und später ‚Architecture’ an der Parsons School of Design in New York City.

„Objects“ von David Lindberg, Plakat der Ausstellung vor der Baukunst Galerie - gf 2006

David Lindbergs Œuvre zeichnet sich durch seinen experimentierfreudigen Umgang mit hochmodernen, industriell gefertigten Werkstoffen aus. Seine Arbeiten, die weder Skulptur noch Bild sind, sondern einzig durch den Begriff „Objekt“ erfasst werden können, basieren auf einer komplexen Synthese aus kohärenten Materialien, wie z.B. Fiberglasfaser, Schaumstoff, Plastikfolie, Füllmaterial und Verbundwerkstoff. Außerdem fügt er bei einigen Objekten Alltagsgegenstände, wie Plastikverpackungen, Kartonagen oder Zeitungspapier hinzu. Am Ende des Werkprozesses überzieht Lindberg die gesamte Arbeit mit UV beständigem Epoxyd – einem Harz, das auch für die Abdichtung von Booten verwendet wird – und fügt diesem Pigment hinzu. Nach dem Erhärten umschließt die Expoxyd-Pigment-Schicht die unterschiedlichen Stoffe wie eine durchsichtige Membran mit einer glatten und glänzenden Oberfläche. Auf diese Weise erscheinen die verwendeten Materialien wie unter einem Vergrößerungsglas und erhalten eine neue, ästhetische Qualität. Dies führt jedoch nicht dazu, dass die Materialität selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit des Betrachters rückt. Vielmehr evozieren David Lindbergs Arbeiten stets etwas Organisches, Biomorphes und Lebendiges.
Rein physikalisch ‚friert‘ das Expoxydharz beim Erhärten das Endstadium des Entstehungsprozesses der Arbeiten unwideruflich ein. Das entstandene Gebilde wirkt jedoch, als sei es in Begriff, im nächsten Moment seinen Aggregatzustand erneut zu verändern. Dies gilt insbesondere für seine auf dem Boden des Ausstellungsraums platzierten Objekte, in deren Innern die umschlossenen Materialien und Alltagsgegenstände nur noch schemenhaft zu erkennen sind. Die transparente Harzschicht umschließt diese wie ein Kokon, der im nächsten Augenblick aufzubrechen kann, um eine Metarmorphose der Form zu vollziehen.
Auch die mit zahllosen Harztropfen überzogenen Wandreliefs erscheinen zugleich fest und flüssig. Das Licht bricht sich in ihnen wie in Wassertropfen und lässt unterschiedliche Farbschichten sichtbar werden. Diese Arbeiten erinnern an Gesteinsformationen, wie wir sie aus Tropfsteinhöhlen kennen. Zugleich rufen sie aber aufgrund ihrer synthetischen Farbigkeit und Oberflächenbeschaffenheit auch Assoziationen mit unter dem Mikroskop sichtbaren Zellpopulationen auf einer Agarplatte hervor.

Einzig in ihrer Art sind auch jene Objekte, die wie in den Raum geworfene Farbe wirken. Sie erinnern an Momentaufnahmen, mithilfe derer ein für das menschliche Auge nicht wahrnehmbares, im Bruchteil einer Sekunde stattfindendes Ereignis festgehalten wird. Sowohl in dem von der Galeriedecke ‚fallenden‘ Farbvorhang als auch in den aus der Wand herausragenden Farbgebilden fixiert Lindberg den Moment des flüssigen Farbverlaufs in dreidimensionaler Form. Zugleich evozieren die amorphen, meist einen Hohlraum umschließenden, fleischfarbenen Objekte auch das Organische, Pflanzliche oder Tierische. Das gilt auch für die Wandarbeit, die einem Konglumerat aus Wespennestern oder Waben ähnelt. Die hinter den trichterförmigen Elementen angebrachten Spiegel zerlegen das Conterfei des Betrachters in seine Einzelteile und werfen ihn somit auf seinen eigenen Körper zurück.

Gemeinsam ist allen in der Ausstellung präsentierten Objekten, dass sie künstlich und natürlich, vertraut und fremdartig, abstoßend und anziehend zugleich wirken. Dies geht mit einer starken haptischen Qualität einher: Man möchte sie anfassen, sie mit allen Sinnen begreifen. Es ist diese Ambivalenz, die beim Betrachter von David Lindbergs Arbeiten zugleich Irritation und eine große Faszination hervorrufen.

 www.baukunst-galerie.de ex

  1. April 2006 - 17. Juni 2006
    Di - Fr 10.00 - 18.30 Uhr, Sa 11.00 - 18.00 Uhr

Baukunst Galerie
Theodor-Heuss-Ring 7
50668 Köln
0221-77 13 335

Autor:gf | modifiziert am 11.11.2007 | http://ebertplatz.de/artikel/2637.html