klammer

termine: veranstaltungen und ereignisse

vom 07.04.2006 bis 28.04.2006

Galerie Rachel Haferkamp: „AION“, Klang- und Videoinstallation

Jacob Kirkegaard, 1975 in Dänemark geboren, arbeitet als Medienkünstler, Musiker und Klangtheoretiker. Neben zahlreichen internationalen Austellungen, Konzerten, Radioarbeiten und CD-Veröffentlichungen absolvierte er ein Studium an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Kirkegaards Arbeiten beschäftigen sich mit den verschiedenen Möglichkeiten, Raum- und Zeitwahrnehmung klanglich zum Ausdruck zu bringen. Im Mittelpunkt seines Interesses steht das verborgene musikalische Potenzial von natürlichen und technischen Grenz-Phänomenen: Mit der Hilfe von Accelometern, Hydrophonen und selbstentwickelten elektromagnetischen Empfängern übersetzt Kirkegaard die Geräusche von Vulkanen, Eis, Polarlicht sowie von radioaktiver Strahlung in einem künstlerischen Zusammenhang.

Kirkegaards neues Projekt AION beruht auf einer intensiven Beschäftigung mit dem Reaktorunfall in Tschernobyl und dessen Folgen. Nach der Katastrophe im Frühjahr 1986 wurde aus Pripyat, einer ehemaligen sozialistischen Mustersiedlung der Ukraine, eine radioaktive Geisterstadt. Seit beinahe zwanzig Jahren ist der Ort in der Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk einem endlosen Schweigen preisgegeben. Kirkegaard gelingt es jedoch, im Stillstand dieser leeren Versammlungsräume eine Resonanz der lebendigen Vergangenheit aufzuspüren - mit Hilfe einer eigenen künstlerischen Methode zur Schichtung und Entfaltung der scheinbar "toten" Klang-Zeit, die sich zwischen den verseuchten Wänden eingelagert hat. Er plaziert ein akustisches Mikrofon in der Mitte eines Raumes und nimmt 10 Minuten "nichts" auf. Diese Aufnahme wird anschließend wieder abgespielt, und zwar in der dem natürlichen Raum entsprechenden Lautstärke. Die dadurch entstehende "doppelte" Aufnahme wird wiederum mit dem Mikrofon aufgenommen. Somit hat Kirkegaard drei übereinander liegende Klangschichten desselben Raumes geschaffen, die gleichzeitig eine Kompression der darin vergangenen Zeit darstellen. Er wiederholt diesen Prozess des Aufeinanderschichtens von Klang und Zeit etwa 7mal - bis sich ein singender Ton herausschält: Dieser Ton ist das resonante Gedächntis des jeweiligen Raumes.

"In der Stille, in der Unsichtbarkeit verbirgt sich etwas, was nicht mehr zugänglich ist oder erst noch ans Tageslicht gefördert werden muss: eine flüchtige Spur, eine Ahnung, vielleicht auch eine potenzielle Gefahr. Radioaktive Strahlung ist unsichtbar und unhörbar, doch zugleich ist sie zeitlich unendlich ausgedehnt - beinahe bis in die Ewigkeit. Die Orte, an denen Menschen von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen mussten, werden erst in Hunderttausenden von Jahren wieder bewohnbar sein. Das übersteigt nicht nur meine eigene Lebenszeit, sondern auch jede Vorstellung von Zeitlichkeit. Das fasziniert mich besonders bei der Erforschung und Darstellung von verborgenen Klangpotenzialen: die sinnliche Erfahrung von Zeit und Raum, in Form von Bewegung. Paradoxerweise lässt sich der Zusammenhang der beiden Dimensionen erst im Stillstand entdecken, also anhand von mikroskopischen, "eingefrorenen" Bewegungen. Solche Zeit-Räume schaffen komplexe Perzeptionsmuster - Loops, Ellipsen, Simultaneität - jenseits der linearen Konvention. Die Behauptung eines Hier und Jetzt wird so, durch die Verzerrung von hör- und sichtbarer Bewegung, als flüchtige und zugleich beliebig ausdehnbare Illusion der subjektiven Wahrnehmung entlarvt." (Kirkegaard)

Anlässlich des 20. Jahrestages des Reaktorunfalls von Tschernobyl wird AION von Jacob Kirkegaard als Installation in der Galerie Rachel Haferkamp präsentiert.

Mehr Informationen zu Jacob Kirkegaard unter  fonik.dk ex.

AION
Klang- und Videoinstallation
Performances vom 25.04. - 28.04.
Ausstellungsdauer: 07.- 28. April 2006
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 19h, Samstag 14 bis 18h.

Mehr Infos von  www.rachelhaferkamp.com ex

galerie rachel haferkamp
eigelstein 112
50668 köln
0221-13 93 259

Autor:gf | modifiziert am 11.11.2007 | http://ebertplatz.de/artikel/2533.html